Das beherrschende Thema heißt schon seit längerem: Inflation! Im September sind die Verbraucherpreise in Deutschland so stark wie seit 29 Jahren nicht mehr angestiegen. Sie haben sich im Vergleich zum November des Vorjahres um 5,2 Prozent erhöht! In der Eurozone lag sie mit 3,5 Prozent etwas niedriger, weil sich der deutsche Mehrwertsteuereffekt hier nicht so stark auswirkt. In den USA sind die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr bereits vier Monate in Folge um rund fünf Prozent angestiegen.
Der Baltic Dry Index (er bildet Schifffrachtraten für Schüttgut wie z.B. Eisenerz ab) und der Freightos Baltic Index (Preise für Containerfrachten) zeigen zwar gerade an, dass immerhin der Weltmarkthandel mit Rohstoffen wieder besser „flutscht“. Doch die Preise für Rohstoff und Material befinden sich aktuell auf historischen Höchstwerten.
Die Gründe für diesen Anstieg der Inflation: Eine Kombination aus starker Nachfrage und einem pandemiebedingt knappen Angebot vieler Güter sowie einem spürbaren Anstieg der Energiepreise. Dazu fluten die Notenbanken die Märkte mit Geld. In den USA war außerdem der Staat mit seinen Hilfsprogrammen sehr großzügig und hat für volle Geldbeutel bei den Verbrauchern gesorgt. Nachdem das Geld zunächst einmal sicherheitshalber auf den Konten geparkt wurde, wird es jetzt verstärkt in Konsumgüter umgesetzt. Ein Anstieg der Inflation ruft wiederum die Notenbanken auf den Plan, die eigentlich für eine Stabilität der Geldwerte zu sorgen haben. Doch die befinden sich in einem ziemlichen Dilemma: Zinserhöhungen funktionieren angesichts der hohen Staatsverschuldungen nicht und würden vor allem in der Eurozone die Wirtschaft bremsen, die nach dem postpandemischen Aufschwung immer noch nicht nach auf festen Beinen steht.
Vermögenspreisinflation ist noch stärker als die Verbraucherpreisinflation
Der Vermögenspreisindex wird vom Kölner Flossbach von Storch Research Institute ermittelt. Er stieg zum Ende des dritten Quartals um 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Es ist damit der höchste Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005. Besonders Immobilien, Betriebsvermögen und Aktien haben sich stark verteuert, also lauter Sachwerte. Die Gründe dafür sind: eine realwirtschaftliche Erholung, geld- und fiskalpolitische Maßnahmen und eine drohende Geldentwertung durch die anhaltend stark steigenden Verbraucherpreise.
Sachwerte hätten sich laut der Studie in den letzten vier Quartalen um einen Rekordwert von 13,5 Prozent verteuert. Wohnimmobilien sind um 12,5 Prozent angestiegen. Aktien waren Ende September um 22,6 Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Preise für Betriebsvermögen sind sogar um 34,8 Prozent angestiegen. Die Preisentwicklung der privaten Betriebsvermögen wird dabei über die Preise von kleinen und mittelständischen Unternehmen berechnet, die an der deutschen Börse gelistet sind.
Dagegen lagen die Preise für festverzinsliche Wertpapiere am Ende des dritten Quartals um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Trotz der hohen Inflationsraten sind laut Bundesbank mehr als 2,9 Billionen Euro als Bargeld im Umlauf oder liegen auf nicht oder „homöopathisch“ verzinsten Giro- oder Sparkonten. Auf Konten, wo die Sparer außerdem mittlerweile bei fast allen Banken oft schon ab 50.000 Euro 0,5 Prozent, also 250 Euro, Verwahrentgelt bezahlen. Durch den sich seit Jahren negativ auswirkenden den Zinseszinseffekt summieren sich auch scheinbar kleine Verluste schnell. So haben 100 Euro seit 2015 auf „durchschnittlich“ verzinsten Sparguthaben bis heute nur noch eine Kaufkraft von 93 Euro. Würde sich die Inflation auf die von der Europäischen Zentralbank angestrebten zwei Prozent pro Jahr einpendeln, ohne dass die Zinsen steigen, hätten Sparer bis 2030 mehr als 20 Prozent verloren.
Wie könnte es weiter mit der Inflation gehen?
Selbst wenn sich die Preise für Rohstoffe im nächsten Jahr wieder normalisieren und es wieder genügend Güter geben sollte, werden wir es wohl langfristig weiter mit einer hohen Inflation zu tun haben.
Die Gründe dafür sind:
Deglobalisierung. Um eine Abhängigkeit von Lieferanten zu vermeiden, gehen Unternehmen vermehrt dazu über sich wieder „daheim vor der Tür“ Lieferanten zu suchen und/oder selbst Zulieferteile zu produzieren. Das bedeutet höhere Löhne und Sozialabgaben, höhere Steuern und Energiepreise als in anderen Staaten der Welt, was wiederum zu höheren Preisen führt.
Dekarbonisierung. Die Energiewende hat zumindest in Europa schon jetzt zu einem deutlichen Anstieg der CO2-Preise geführt. Das spüren nicht nur wir Verbraucher bei der Nutzung von Strom, Benzin und Gas, sondern auch die Unternehmen.
Demographiewandel. Die geburtenstarken Jahrgänge nehmen ab, was dem schon bestehenden Fachkräftemangel in Deutschland schon jetzt zu schaffen macht – und den Druck auf die Lohnkosten erhöht. Dazu kommt: Eine wachsende Zahl älterer, nicht mehr berufstätiger Menschen wird zudem die Kosten der Kranken- und Pflegeversicherung erhöhen und damit wiederum für höhere Lohnkoste sorgen.
Und nun? Was kann ich jetzt ganz konkret dagegen tun?
Noch einmal vorneweg: Wer „überflüssiges Geld“ auf dem Giro- oder Tagesgeld bei einer Inflation von rund 5 Prozent hortet, wird „kalt enteignet“. Bei 100.00 Euro ist das Geld dann am Ende des Jahres nur noch 95.000 Euro wert. Das gilt auch für Anleihen (fest verzinsliche Wertpapiere) mit geringer Verzinsung.
Hinzu kommen dann noch um die 0,5 Prozent Verwahrentgeld (Strafzinsen), das mittlerweile von vielen Banken ab 50.000 Euro auf dem Girokonto erhoben wird.
Wer hingegen bei der Anlage seines Vermögens auf Sachwerte wie Immobilien, Aktien/Aktienfonds oder Gold setzt, kann zumindest bislang, den Wert trotz der hohen Inflation bei gleichzeitig niedrigen Realzinsen entweder zumindest erhalten oder sogar noch steigern.
Checken Sie Ihre Anlagen:
Wieviel Geld brauchen Sie für die monatlichen Ausgaben? Wieviel Geld brauchen Sie „für alle Notfälle“ und eventuell geplante größere Ausgaben wie ein neues Dach, eine große Reise oder eine Hochzeit? Alles, was mindestens 5 oder 7 Jahre nicht benötigt wird, kann gut in (breit gestreute) Aktien- oder Mischfonds angelegt werden. Und/oder in eine Immobilie als Kapitalanlage mit einer Hausverwaltung, so dass man sich um – fast – nichts selbst kümmern muss. Und/oder in Gold.
Haben Sie bei einer Bank mehr als 100.00 Euro angelegt? Bei vielen Banken sind Sie nur bis 100.000 Euro bei einer eventuellen Pleite der Bank abgesichert. Wohin damit? Entweder den Überschuss bei einer anderen Bank oder in Sachwerte anlegen. Oder Sie nutzen eventuell eine Sondertilgung bei einem Kredit. Als Unternehmerin könnten Sie auch über die Möglichkeit einer sinnvollen betrieblichen Investition nachdenken.