Wenn zwei Quartale in Folge mit einem Minus bei den Wachstumszahlen der Wirtschaft abschließen, dann spricht man von einer Rezession. Im 4. Quartal 2022 meldete Deutschland „Land unter“ mit 0,5 Prozent. Im 1. Quartal 2023 waren es sogar 3 Prozent. Unser Land befindet sich also in der Rezession. Bemerkenswert dabei ist: Wir haben eine Rezession trotz Vollbeschäftigung! Denn zumindest das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also die Wirtschaftsleistung, bemisst sich an der einfachen Formel: Anzahl der Arbeitskräfte x Output.
Die hauptsächlichen Gründe der Rezession sind die Energiepolitik, Inflation, starke Mängel in der Bildungspolitik und in der Infrastruktur (Stichworte: Verkehr, Digitalisierung) Fachkräftemangel, Bürokratisierung (Ein Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars, Reinhard Mey) und die Ausbremsung von Unternehmertum. Außerdem kommt noch gravierend hinzu: Deutschland weist – nach Belgien – die höchste Steuer- und Abgabenbelastung der Industriestaaten auf. Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nach einem entsprechenden Vergleich ihrer 38 Mitgliedsländer im April 2023. Das hält natürlich auch Fachkräfte aus dem Ausland ab, sich hier anzusiedeln.
Vor diesem Hintergrund mag es verwundern, dass der DAX so gut läuft. Zum einen ist es so, dass Wirtschaft und Börse nicht immer parallel laufen. Und zum anderen haben Firmen wie BMW oder Bayer ihre Geschäfte ins Ausland verlagert.
Das ist gerade die Situation in Deutschland. Doch wie sieht es woanders aus?
In den meisten europäischen Ländern ist die wirtschaftliche Lage ähnlich wie bei uns. Die Wirtschaft der USA ist zwar einem moderaten Wachstum ins Jahr gestartet, doch für die nächsten Monate wird davon ausgegangen, dass sich die Konjunktur abschwächt. Da sind die realen Verluste bei den Einkommen. 50 Prozent der US-Amerikaner habe weniger als 500 Dollar monatlich übrig und die Preise für Lebensmittel sind in den letzten Monaten um rund 20% gestiegen. Da bleibt wenig Geld für Konsum übrig. Hinzu kommt, dass die restriktivere Kreditvergabe der Banken wohl bleiben wird.
Aktuell sorgt zwar der Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze für Schlagzeilen. Doch die größte Volkswirtschaft der Welt ist keinesfalls pleite! Das Land, das mit seinem US-Dollar die Weltleitwährung stellt, kann bei Bedarf so viel Geld drucken, wie es braucht. Die einzige Begrenzung ist die Schuldengrenze, die in der Verfassung festgesetzt ist. Über deren Höhe entscheidet der US-Kongress und damit auch die Amerikaner selbst. Die angeblich drohende Staatspleite ist also keine „wirkliche“ Zahlungsunfähigkeit, sondern eine zeitweise drohende „Zahlungsunwilligkeit“ bis sich die Parteien geeinigt haben. Für langfristig orientierte AnlegerInnen also kein Grund zur Sorge.
China, Indien und Japan
Während China früher Wachstumsraten um die 8 bis 10 Prozent verkündet hat, peilt man nun 5 Prozent für 2023 an. 2022 ist die Regierung von einem Wachstumsziel von 5,5 Prozent ausgegangen. Erreicht wurden drei Prozent. Der Jahresbericht der Vereinten Nationen geht davon aus, dass Indien spätestens
Mitte dieses Jahres China als bevölkerungsreichstes Land der Welt überholt haben. Diese Entwicklung könnte für Indien den Weg ebnen, ein wichtiger Partner in der Weltwirtschaft zu werden. Wobei auf der Strecke dahin noch viele „Hausaufgaben“ erledigt werden müssen wie die Erhöhung von Ausbildungs- und Gesundheitsstandards oder die Schaffung von anspruchsvollen Arbeitsplätzen. Die Wirtschaft in Japan soll 2023 auch nur verhalten zulegen. Inflation sowie die schwächere in- und ausländische Nachfrage bremsen die Konjunkturerholung aus. Die Regierung geht von einem Wachstum von etwas mehr als 1 Prozent aus. Die Nachfrage aus den wichtigsten Absatzmärkten USA und China soll sich im Laufe des Jahres 2023 kaum verbessern.
Zinsen
Die Fed scheint ihr oberes Ziel fast erreicht zu haben - momentan sind es 5,25 Prozent. Bei der EZB sind es 3,75 Prozent. Aktuell geht man von ein bis zwei weiteren Zinsschritten bei der EZB und der FED aus. Damit wäre das Ende der Zinssteigerungen in Sicht.
Aktien
Trotz vieler Widrigkeiten wie die Bankenkrise, geopolitischen Spannungen (China versus USA/Westen), Ukraine-Krieg, Inflation und steigenden Zinsen ist der von vielen Experten erwartete Einbruch der Märkte mit Beginn des Jahres 2023 bisher ausgeblieben. Ausschlaggebend für die gute Lage der Märkte sind vor allem die großen Technologie Unternehmen: Sie haben ein hohes Finanzpolster, so dass sie mit Zinserhöhungen und damit verschärften Finanzierungsbedingungen keinen Stress haben. Der S&P 500 ist seit Jahresbeginn beispielsweise um rund 9 Prozent gestiege. Wobei nur die sieben Unternehmen Amazon, Apple, Google, Microsoft, Nvidia, Meta und Tesla zusammen für die Kurssteigerung von 70 Prozent im Index gesorgt haben. Zusätzlich haben ChatGPT und das Thema „Künstliche Intelligenz“ neue Wachstumsfantasien bei einigen Unternehmen ausgelöst. Ob es so bleiben wird? Zumindest sprechen die vielen Unsicherheitsfaktoren und schwachen Konjunkturprognosen dagegen. Und es kann natürlich auch passieren, dass es zu einem Einbruch kommt, weil aktuell nur wenige Aktien für den derzeitigen Aufschwung verantwortlich sind. Doch Einbrüche an den Märkten bieten ja auch wiederum Chancen für preiswerte Käufe.
Und nun, was kann ICH als Privatperson tun?
Von Makro zu Mikro. Von der Weltwirtschaft zur Wirtschaft des privaten Haushaltes. Wie reagiere ICH als Privatperson auf die „große Welt der Finanzen, der Wirtschaft und der Politik“?
- Legen Sie sich eine Strategie zurecht: Investieren Sie in die eigene Arbeitskraft und in die Gesundheit. Versichern Sie sich gegen die wichtigsten existenziell bedrohlichen Risiken wie Berufsunfähigkeit und schließen Sie unbedingt eine preiswerte Haftpflichtversicherung ab, falls nicht sowieso schon geschehen. Auf dem Girokonto sollte immer genügend Geld für die monatlichen Ausgaben sein. Was dann noch übrig ist, landet auf dem Tages- oder Festgeldkonto. Beispielsweise für die geplante Hochzeit, ein Auto oder neue Fenster. Alles, was in den nächsten 7 bis 10 Jahren und länger nicht unbedingt benötigt wird, kann dann in Aktien/Fonds/ETF und / oder Immobilien angelegt werden. Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb! Sondern streuen Sie - weltweit - mit unterschiedlichen Fonds/ETF.
- Anlagen in Tages- oder Festgeld sind wieder lukrativer geworden. Die Zinsen im Tagesgeldbereich bewegen sich zwischen rund 2 und Prozent. Allerdings gibt es die oft nur für ein paar Monate. Beim Festgeld erhalten Sie zwischen 3 und 4 Prozent. Da noch mit weiter steigenden Zinsen gerechnet wird, sollten Sie den Anlagezeitraum nicht zu lang wählen. Dabei sollten Sie auch auf die Einlagensicherung achten: Die greift bei Banken innerhalb der Europäischen Union bis zu einer Höhe von 100.000 Euro für Guthaben auf dem Girokonto, Tages- und Festgeld pro Kunde und Bank. Bei Gemeinschaftskonten, zum Beispiel bei Eheleuten, erhöht sich der Schutz auf 200.000 Euro. In Deutschland gibt es neben der gesetzlichen Einlagensicherung noch zusätzlich freiwillige Sicherungssysteme.
- Doch auch wenn die Zinsen gerade steigen, sollten Sie immer bedenken, dass Anlagen in Zinsen nur „nominalwertsicher“ sind. Das bedeutet: Wer 10.000 Euro für 5 Jahre anlegt, hat bei einer Inflation von beispielsweise 4 Prozent nur noch rund 8.219 Euro zum Ausgeben zur Verfügung. Oder bräuchte rund 12.166 Euro an Kaufkraft. Sachwertanlagen wie Aktien bleiben daher nach wie vor wichtig!
- Behalten Sie die Ruhe, wenn die Kurse an den Börsen zwischenzeitlich mal sinken. Und denken Sie daran, dass der DAX seit Beginn, trotz aller Krisen, durchschnittlich um die 7 bis 8 Prozent Rendite jährlich gemacht hat. Rechnen Sie – langfristig – mit 5 bis 7 Prozent. Und wenn die Kurse im Keller liegen, nutzen Sie die niedrigen Preise zum preiswerten Einkauf.
- Die Zinsen wandern nicht nur im Bereich von Festgeldern nach oben, sondern auch bei den Hypotheken. Schauen Sie also, ob Sie sich jetzt vielleicht noch einen attraktiven Zins für Ihren Immobilien-Kredit als Anschlussfinanzierung sichern können. Ich kann Ihnen dazu gern den Kontakt zu einem Netzwerkpartner meines Vertrauens vermitteln.
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